Isola Madre - Der Palast und die Gärten
Von den nackten Felsen der Eiszeit bis zum Jahr 846 als Insel mit einigen wenigen Häusern, einer dem heiligen Viktor geweihten Kirche, einem Friedhof und vereinzelten Olivenbäumen zur Herstellung von Salböl.
Im Mittelalter gehörte die Insel San Vittore verschiedenen Besitzern (Äbten und Bischöfen) und erst 1501 wird die Eigentumsübertragung vom Bischof von Novara auf den Adligen Lancelot Borromeo urkundlich belegt.
Durch Hochzeiten ging die Insel San Vittore um 1520 an die Familie Trivulzio über, und erst 1563 kam Renato Borromeo wieder zurück in ihren Besitz, der von ihm den Namen Isola Renata erhielt. Ein neuer Impuls für den Bau des Palazzos wurde gegeben, als Pellegrino Pellegrini, bekannt als Tibaldi, eine herausragende Persönlichkeit der lombardischen Kultur und Vertrauensarchitekt von Carlo Borromeo, dem Erzbischof von Mailand, zu diesem berufen wurde. Auf diese Zeit geht die Erscheinung des Palazzos im späten sechzehnten Jahrhundert zurück, so wie wir ihn heute noch sehen. Auch die Gärten machten unter dem Architekten Filippo Cagnola, der 1710 die Treppen, Pergolen und Vasen mit großer Präzision verewigte, große Fortschritte.
Ende des achtzehnten Jahrhunderts hatte die Isola Madre das Aussehen angenommen, das sie auch heute noch weitgehend bewahrt und begann dank des milden Klimas und der üppigen Natur als Ort der Ruhe und Erholung zu gelten.
Später datiert sind die Gewächshäuser (1826) und die Familienkapelle, die ab 1858 auf Initiative von Vitaliano IX. durch den Architekten Defendente Vannini errichtet wurde.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde zunächst beschlossen, Isola Madre in ein Hotel umzuwandeln und dann, sie nur privat an eine sehr ausgewählte Klientel zu vermieten.
Die Zukunft der Isola Madre wurde hingegen zwischen den 1960er und 1980er Jahren von Giberto und Bona Borromeo Arese bestimmt. Der Palazzo (reich ausgestattet mit Möbeln und Kunstwerken der Villa Borromeo Arese in Cesano Maderno) und die weitläufigen Gärten sollten definitiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Palazzo Borromeo: es wurde entschieden, im Palazzo der Isola Madre die private Dimension der Familie vorherrschen zu lassen.
Der Stil ist elegant nüchtern. Eine Reihe von Loggien und Sälen sind mit Wandteppichen, Möbeln und Gemälden aus verschiedenen historischen, lombardischen Residenzen der Borromeo-Dynastie ausgestattet.
Zu den wichtigsten Räumen gehören der Salone di Ricevimento (Empfangssalon), der Sala delle Stagioni (Saal der Jahreszeiten), der Salotto Veneziano (Venezianische Salon), die Bibliothek, der Sala delle Battaglie (Saal der Schlachten) und der dei Papi (der Päpste).
Porzellan und Livreen, Familiengemälde und Himmelbetten mit üppigen Brokaten bilden ein faszinierendes Fresko des höflichen Lebens.
Überall, von den Loggien oder von den großen Fenstern, ist es möglich, suggestive Blicke auf den See und den botanischen Garten zu erhaschen.
Ein Erbe, das ein einzigartiges kulturelles Gesamtbild bewahrt
Marionettentheater
Bühnenbilder, Ausstattungen, Marionetten, ganze Drehbücher, Partituren, Zahlungsquittungen: ein echtes Haustheater , mit dem die Familie Borromeo ihre Gäste unterhielt. Ab Mitte des siebzehnten Jahrhunderts waren Familienmitglieder, Freunde und sogar das Dienstpersonal an den Vorstellungen beteiligt. Die ausgestellte Sammlung gehört zu den größten und besterhaltenen der Welt. Alessandro Sanquirico, der Bühnenbildner des Teatro alla Scala in Mailand, der um 1830 für die Familie Borromeo arbeitete, schuf Bühnenhintergründe und Kulissen. Neben den Marionetten sind auch verschiedene mechanische Geräte ausgestellt, mit denen Nebel, Feuer und Szenengeräusche erzeugt wurden. Die Spezialeffekte von vor über zwei Jahrhunderten.
Salotto veneziano
An der sonnigsten Stelle des Gebäudes gelegen, fühlt man sich beim Betreten des Salotto Veneziano wie unter einer Pergola, die von pflanzen- und blumenumrankten Säulen getragen wird.
Spiegel, Murano-Kronleuchter und Einrichtungsgegenstände erinnern an den Geschmack der Serenissima.
Ein perfektes und raffiniertes Tromp l’oeil, das den Besucher verzaubert.
Englischer Garten: eine einzigartige botanische Sammlung
Keinesfalls zu versäumen die Zuckerbüsche
Mit acht Hektar Fläche ist sie die größte der Borromäischen Inseln. Das botanische Erbe mit stark exotischer Prägung haben sie zum genüsslichsten Ort der Welt gemacht. (Zit. Gustave Flaubert)
Der heutige englische botanische Park wurde zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts angelegt und seitdem finden in ihm dank der milden und günstigen Temperaturen Pflanzen und Blumen von weit her ihr Zuhause.
Heute ist die Isola Madre ein für ihre seltenen Pflanzenarten aus aller Welt einzigartiger Garten.
Kontinuierliche und üppige Blütezeiten, das Ergebnis der Arbeit erfahrener Gärtner, verleihen den Parkbereichen ständig neue Gewänder.
Von Magnolienhainen bis Bambushainen, von duftenden Glygolen bis Zitrusfruchtspalieren, von Parterres mit alten Kamelien und Rhododendren bis zu den mit Seerosen und Lotusblüten bedeckten Becken. Eukalyptus-, Palmen- und Bananenbäume leben mit Koniferen und Ahornen zusammen. Im Hochsommer verstärken Hibisken, Prunkwinden und Bougainvilleen die Emotion der Reise in der Reise.
Das Bild von solch harmonischer Schönheit vervollständigen farbenfrohe und in vollkommener Freiheit im Park lebende Vögel. Silbrige und goldene Fasane sowie weiße Pfauen flanieren friedlich auf den Wiesen und zwischen den Büschen.
Eine einzigartige botanische Sammlung
Keinesfalls zu versäumen die Zuckerbüsche
Das milde Klima kommt einer überraschenden und woanders nur schwer zu findenden Flora zugute. Seltene Pflanzenarten aus den unterschiedlichsten Breitengraden und spektakuläre Blütezeiten machen aus dieser Insel ein wahres Paradies auf Erde. Die Terrasse der Zuckerbüsche, eine prähistorische Blume und Symbol Südafrikas, ist einzigartig und hat hier ihr ideales Ambiente gefunden.
Geschichte der Kaschmirzypresse
Die imposante, den Palazzo beschattende Kaschmirzypresse kam 1862 in einer Tüte frischer Samen aus dem Himalaya hierher und wurde im Laufe der Jahre zum Symbol der Isola Madre.
Sie ist das größte und älteste Exemplar ihrer Art in Europa und steht in ihrem Ursprungsland Tibet kurz vor dem Aussterben.
Der Wirbelsturm, der im Juni 2006 den Norden der Isola Madre heimsuchte, hinterließ auch an diesem gigantischen Baum seine Spuren.
Ihn zu retten, war eine hochtechnologische und botanische Herausforderung. Auch wenn sie nie wieder die Gestalt zurückerlangen wird, die sie zum „schönsten Baum der Welt” gemacht hatte, bleibt die große Zypresse der Isola Madre das Zeugnis für die Hingabe der Familie Borromeo, mit der sie das Naturerbe erhalten.
Seit 2002 wurden die Gärten der Isola Madre und der Isola Bella in den angesehenen englischen Verein Royal Horticultural Society bzw. Königliche Gartenbaugesellschaft aufgenommen.